Bewohner im Jahr 2018

Rita und Dr. Max-Heinrich Thiele-Wittig

Rita Thiele-Wittig, geborene Drögemüller

Der 30. September 1942 war ein Freudentag für die Familie Drögemüller in Stöcken. Endlich ein Kind, ein wirklich winziges Mädchen wurde ihnen geboren. Und es blieb das Einzige, obwohl sich Herrmann Drögemüller von seiner Frau Hermine eine ganze Fußballmannschaft gewünscht hätte, am liebsten möglichst viele Jungen. Aber es wurde „nur“ ein Mädchen. Rita hat aber nicht darunter leiden müssen, ganz im Gegenteil, alle Liebe der Eltern wurde nun auf diese Mädchen übertragen, auch wenn diese Liebe nicht immer so offensichtlich gezeigt wurde, weil damals die Kinder schon ganz klein bereits in der Landwirtschaft und im Gemüsegarten mithelfen mussten. Aber es gab am Anfang ja auch noch Oma Wilhelmine und ganz besonders Opa Hermann, der Rita mit Liebe überschüttete. So konnte Rita in einer heilen Welt in Liebe geborgen aufwachsen.

Ritas Vater war ein Hüne, groß und kräftig. Er war sehr streng und hatte bei seinem vom Vater übertragenen Schuhmacherbetrieb mit mehreren Gesellen wenig Zeit für die Familie. Allerdings war er immer da, da der Betrieb im Hause war. Daneben gab es noch eine kleine Landwirtschaft mit mehreren Kühen, Schweinen, Gänsen, Enten, Hühnern usw. Eine Zeit lang fuhren Ritas Eltern auch zum Wochenmarkt und verkauften ihre Produkte in der nahen Kreisstadt direkt an die Kunden.

Ritas Mutter war die Liebe in Person, obwohl auch sie Rita streng erzog. Sie sorgte für die Familie und die im Haus wohnenden Gesellen und war so meistens mehr im Hintergrund tätig, entweder in der Küche, im Garten oder auf dem angrenzenden Feld.

Hier war Rita, als sie größer wurde, auch immer öfter zu finden. Denn hart war das Leben, besonders nach dem Krieg. Die kleine Landwirtschaft erforderte viel Arbeit und Rita musste tüchtig mit ´ran, manchmal zur Freude, besonders in späteren Jahren, wenn ihr Vater sie lobte, und sie spaßeshalber seinen Großknecht nannte und sie darüber stolz war, oft aber auch zur Enttäuschung, wenn Rita auf dem Feld helfen musste, während ihre Freundinnen und Freunde spielen durften oder Geburtstag feierten.

In der Schule gehörte Rita immer zu der Spitzengruppe und es ist eigentlich schade, dass ihre Eltern ihr nicht den Besuch eines Gymnasiums ermöglichen konnten und vielleicht sogar ein Studium. Nach Abschluss der Volksschule 1957 ging Rita zur Handelsschule und fing dann an, für den Landkreis Uelzen erst für die gewerbliche Berufsschule, dann im Sozialamt und im Bauamt zu arbeiten. Von hier heiratete ihr Mann, den sie in der Landjugend als Lehrling auf dem Hof von Waldemar Stern kennengelernt hatte, sie weg und sie folgte ihm zuerst nach Göttingen, wo sie, nach einem kurzen Zwischenstop in der Zentralkanzlei des Kreishauses, für den Gemeindedirektor des Flecken Bovenden im Vorzimmer arbeitete.

Wo immer Rita auch arbeitete, überall war sie sehr beliebt, bei Vorgesetzten wie Arbeitskollegen. Alle liebten ihr offenes, freundliches Wesen, ihre Hilfsbereitschaft, ihre Verschwiegenheit, aber auch ihre Sorgfalt bei der Arbeit, ihre Verlässlichkeit. Und so hat sie sich viele Freunde geschaffen, überall auf der Welt, denn weit ist sie noch herumgekommen.

Jung, lebenslustig und unternehmungsvoll wollten Rita und ihr Mann nach der Heirat etwas von der Welt sehen. Nach Rücksprache mit Rita, die dafür sofort begeistert war, bat ihr Mann nach Beendigung seines Landwirtschaftsstudiums seinen Doktorvater um eine Doktorarbeit über den Kaffee, weil sie dafür zu Versuchen notgedrungen ins Ausland mussten. So verlebte Rita in Costa Rica fast 2 wundervolle Jahre in tropisch warmem Klima, wenn auch unter finanziell sehr schwierigen Bedingungen, da sie mit nur 100 Dollar im Monat auskommen mussten. Selbst diese kamen nicht einmal regelmäßig, so dass Rita vorzeitig nach Deutschland zurückkehren musste, um Geld zu verdienen, das sie ihrem Mann schicken konnte, damit er die Versuche seiner Doktorarbeit beenden konnte.

In Costa Rica waren sie arm wie Kirchenmäuse, zu arm, um mit den Reichen mitzuhalten, und gleichzeitig zu reich, um in einer Lehmhütte zu leben. Dazwischen gab es aber leider nichts. Jung und verliebt und noch ohne Kinder hat Rita trotzdem das Beste daraus gemacht. Ihre dort gewonnenen Freunde haben sie auch liebevoll unterstützt, wo sie nur konnten.

Zurück in Göttingen, ab 1969, hat sie bis zum Abschluss der Doktorarbeit ihres Mannes weiter wie Studenten gelebt. In Rom dann verdiente ihr Mann bei der Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation (FAO) zum ersten mal endlich richtig. Sie konnten sich ein Auto, einen Käfer, leisten und ihren vielen Besuchern Rom und die Umgebung zeigen. Sie selbst konnten auch das mediterrane Klima und das Leben genießen, mit, wenn gewollt, abends einem Bad im nicht zu fernen Mittelmeer oder einem Abendessen in einer Trattoria. Und ihre noch in Göttingen geborene Tochter Verena war immer dabei.

Von der FAO aus in Cameroun, ab1970, waren sie, trotz anderer Europäer in der Nähe, eigentlich fast nur mit Schwarzen zusammen, die sie akzeptierten und voll integrierten. Rita hatte hier einen Hausboy, der ihr die schwerste Arbeit abnahm. Sie erkundeten mit ihrem Käfer das Land. Rita gab den Nachbarfrauen, alles Schwarze, Unterricht im Häkeln und Stricken. Der Abschied nach einem guten Jahr war ein reines Heulen auf beiden Seiten und noch 10 Jahre später gab es Briefkontakte. Trotz des warmen tropischen Wetters zog es sie doch wieder in die Zivilisation. In Bamenda gab es keinen elektrischen Strom, alles war sehr simpel. Hinter dem Haus fing der Urwald an, ging ein Trampelpfad für die Armen. Auch ihre Tochter sollte sich wieder an die Zivilisation gewöhnen, obwohl sie mit den Nachbarskindern sehr gut auskam. Auch wollten sie noch mehr Nachwuchs, jedoch nicht bei den dortigen Bedingungen.

In Genf, ab 1973, war dann 1974 mit dem Erscheinen des Sohnes Marc Henrik das Pärchen vollständig. Die Familie war komplett und Thiele-Wittigs wurden sesshaft. Rita widmete sich jetzt ganz der Kindererziehung und der Verwöhnung ihres Mannes. Sie schuf ein warmes, liebevolles Zuhause, sie stärkte ihrem Mann den Rücken und machte seine Kräfte frei für seine beruflichen Aufgaben. Sein beruflicher Werdegang und sein Erfolg bei seiner Organisation, dem Internationalen Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV), sind ohne Ritas Rückendeckung und das wundervolle Zuhause undenkbar. Dass diese Zeit sehr gut angewandt wurde, zeigen auch die wohlgeratenen Kinder. Bei der Kindererziehung hat ihr Mann überwiegend Strenge bewiesen, während Rita als ausgleichende Waage und mit ihrer übergroßen Liebe der größte Anteil an dem Erziehungserfolg gebührt.

Nachdem die Kinder aus dem Gröbsten heraus waren, reichte Rita die Arbeit zu Hause nicht mehr. Auch wenn ihr Mann versuchte, ihr die Wichtigkeit ihrer Aufgabe zu Hause klarzumachen, die Gesellschaft achtet unglücklicherweise den Wert der Hausarbeit gering. So fing Rita langsam an, bei dem Internationalen Arbeitsamt (ILO) zu arbeiten, erst nur jeweils 2 bis 3 Wochen als Aushilfe bei Konferenzen, dann ab 1982 mit Jahresverträgen und später als Dauervertrag für eine halbe Stelle bis zu ihrer Pensionierung am 31. März 2003.

Das war aber nicht alles. Neben der Halbtagsarbeit gab es ja noch eine zweite Hälfte des Tages. In dieser war Rita nun neben Familie und Haushalt noch anderweitig aktiv. Es galt unzählige Kindergeburtstagsfeiern zu organisieren, andere Kinderfeiern oder später Schülerfeiern, im Garten oder der Garage, es gab viele Feiern in der Schule, in der Kirche oder im Büro, für die Kartoffelsalat vorbereitet oder Käsekuchen gebacken werden musste. Es gab die wöchentlichen Proben für den Kirchenchor. Es gab so viel andere Arbeiten oder so viele Aufgaben, der Tag war nie lang genug. Und dann war ja noch Ritas Begeisterung für Bücher, nicht nur als schöne Zierde im Bücherregal, sondern ihre Begeisterung für den Inhalt, für das Leben, das in ihnen stattfand. Vor Mitternacht ging das Licht selten aus.

Rita war auch eine sehr gute und verschwiegene Zuhörerin. Für viele Freunde und Arbeitskolleginnen war sie ein beliebter Abladeplatz für ihre Sorgen und Nöte. Sie konnte zuhören und anderen helfen, sich ihre Sorgen von der Seele zu reden. Eine sehr große Aufgabe in diesem Zusammenhang war ab 1985 die Betreuung von deutschen Bypass-patienten in Genf und ihren Angehörigen, zur Höchstzeit zwei mal zwei Nachmittage wöchentlich in zwei Krankenhäusern. Dies hat Rita jahrelang mit Begeisterung und unermüdlichem Einsatz getan, manchmal auch zum Missfallen des Ehemannes, für den oft nicht mehr viel Zeit übrig blieb. Schön, dass ihr das nicht nur von den Patienten, sondern 1995 auch offiziell durch die Überreichung der Verdienstmedallie des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gedankt wurde.

Natürlich gab es auch schwierige und schwere Zeiten. Die Liebe zwischen ihr und ihren Mann hat ihr jedoch immer wieder geholfen sie zu überwinden und auch ihr Glaube an Gott und die Zuversicht seiner Liebe. Dies gilt besonders für die gesundheitlich schwersten Zeiten von Ritas Nierenkrebsoperation 1985 und das danach über ihr schwebende Damoklesschwert, ihre Arthroseschmerzen ab 2002, ihre Hüftoperationen 2003 und 2005 und ihre Herzoperation 2011.

Das Wichtigste an Rita für ihre Familie war ihr liebes offenes Wesen, ihr Vertrauen, ihre Verlässlichkeit, der Rückhalt, den sie ihrer Familie gegeben hat, das Zuhause, das sie ihren Kindern und ihrem Mann geschaffen hat, auch als sie an verschiedenen Orten wohnten, ihr helles freundliches Wesen, ihr Suchen nach Ausgleich in schwierigen Situationen, eine echte Waage, vor allem aber die Liebe, die sie ihren Kindern, ihrem Mann und ihren vier Enkelkindern entgegengebracht hat und immer noch entgiegenbringt.

 

Max-Heinrich Thiele-Wittig

Gott ist die Liebe, er sorgt für uns wie ein Vater für seine Kinder und ist immer für uns da, in Freud und Leid. Dies hat Dr. Max-Heinrich Wolfram Thiele-Wittig in seinem ausgefüllten Leben erfahren dürfen. Und das, obwohl sein Leben am Anfang gar nicht so rosig begann.

Geboren wurde er am 5. April 1940 in Schwiebus, ungefähr 50 km östlich von Frankfurt/Oder, in der Nähe des Rittergutes der Eltern seiner Mutter, Margarete Wittig, auf das sie sich nach einem missglückten Start ihrer Ehe mit Wolfram Thiele, dem Sohn des Molkereidirektors in Schwiebus, Gründers mehrerer Genossenschaften und Professor für Landwirtschaft zurückgezogen hatte.

Als Max-Heinrich drei Jahre alt war, erwarb seine Mutter aus ihrem Erbteil einen Hof in Greifenberg, Hinterpommern, den sie mit einer Tante zusammen bis zur Vertreibung durch die Russen bewirtschaftete.

Mit fünf Jahren erlebte Max-Heinrich den Krieg hautnah. Im Handwagen, gezogen von Mutter und Tante und mit seiner 1,5 Jahre älteren Schwester Maria und dem 3,5 Jahre jüngeren Bruder Hans-Christoph ging es durch zerstörte Dörfer mit brennenden Häusern rechts und links und Massen von fliehenden Menschen wie sie selber. Noch in späteren Jahren ließen ihn Albträume daran nicht mehr los, besonders als z.B. Kriegsbilder aus dem Kosovokrieg sein Gedächtnis wieder auffrischten. Zum Glück hat ihn sein Alter davor verschont, wirklich alle Greuel, Sorgen und Nöte mitzubekommen, denen Erwachsene ausgesetzt waren.

Verarmt, halb verhungert, verlaust waren sie als Flüchtlinge auf ihren weiteren Zwischenstationen nirgendwo gerne gesehen, auch nicht in Heinde bei Hildesheim bei einem Grafen Kielmannsegg, wo sie zwangseinquartiert wurden, und bei dem seine Mutter Sekretärinarbeiten verrichtete und Rübenarbeit im Akkord, um zu überleben. Hier wurde Max-Heinrich 1946 eingeschult und von hier ging er nach 4 Jahren in Hildesheim auf das Gymnasium.

1950 erwarb seine Mutter aus Mitteln des Lastenausgleichs 1 ha Land im Wald in der Nähe von Brokeloh im Kreis Nienburg an der Weser und baute ein einfaches Haus und einen kleinen Stall. Das war der Start einer kleinen Landwirtschaft, die durch Zupachtung immer größer wurde.

In einem männerlosen Haushalt mit Mutter, Tante und zwei Geschwistern war Max-Heinrich als ältester Sohn sozusagen der Mann im Hause und bekam schon früh verantwortungsvolle Arbeiten übertragen, was ihm auch Freude machte. Hier lernte er die Landwirtschaft kennen und lieben und verbrachte viele glückliche Jahre seiner Kindheit. Von kleinsten Anfängen mit Milchschaf, Ziegen, einer von Care USA gewonnener Kuh, über Arbeiten mit Kühen, Ochsen, einem Pferd, einem kleinen 12 PS Traktor, mit Sense, Mähbinder, Mähdrescher usw. lernte er die Entwicklung der Landwirtschaft während der letzten 100 Jahre praktisch kennen.

Das höchste Gefühl war es für ihn, weitab von anderen Menschen einsam und allein mitten im Moor mit einem Pferd beim Pflügen seine Kreise zu ziehen, seinen Gedanken nachzuhängen und bei schönem Wetter mit den Vögeln und allem eins zu sein mit der Natur, mit Gottes Schöpfung. Hier fühlte er sich Gott besonders nahe. Hier bekam er Kraft für den in der Nachkriegszeit schwierigen Alltag, den täglichen Kampf seiner Mutter ums Geld, die Schwierigkeiten in der Schule (Hausaufgaben konnten erst gemacht werden, wenn man todmüde nach der Feldarbeit und der Stallarbeit ins Haus kam und daher waren die Zeugnisnoten nicht besonders).

Mit dem Älterwerden fehlte Max-Heinrich jedoch auch der Vater mehr und mehr. Viel mehr als ein kurzer Blickkontakt in der Kirche während seiner Konfirmation (war er es auch wirklich?) gab es zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr nicht.

Nach dem Abitur begann mit der Lehrzeit und den Arbeiten auf dem Hof von Waldemar Stern in Stöcken ein neuer Lebensabschnitt. Er trat der Stöckener Landjugend bei. Hier lernte er Rita Drögemüller, seine zukünftige Frau kennen. War er vorher schüchtern und wenig selbstbewusst, so änderte sich das. Dank ihrer Liebe und Unterstützung wurde er zu dem, was er war. Sie hat ihn im Hintergrund aufgebaut und ihm den nötigen Rückhalt für seine Karriere gegeben. Geheiratet wurde 1965 in Göttingen, noch vor Abschluss seines Landwirtschaftstudiums in Berlin und Göttingen.

Die Welt zu sehen war auch der Wunsch seiner Frau und so ging es gemeinsam für zwei Jahre für die praktischen Versuche seiner Doktorarbeit über den Kaffee nach Costa Rica, wo sie ärmlich mit 100  US $ im Monat auskommen mussten. Kurz nach dem Abschluss der Doktorarbeit in Göttingen kam 1970 Verena, seine Tochter auf die Welt.

Danach fing Max-Heinrich bei der FAO  (Ernährungs- und Landwirtschafts Organisation der UNO) in Rom an mit der Sammlung von Daten über den Stand der Nahrungsmittelproduktion der Bauern in Lateinamerika und einer Vorausschätzung über die nächsten Jahre. Von Rom ging es nach Bamenda, Kamerun, wo Max-Heinrich den Bauern beibrachte, wie man durch einfache Mittel der Pflege und Düngung höhere Erträge bei der Erzeugung der Grundnahrungsmittel erreicht. Es waren überwiegend Frauen, die ihm zuhörten.

1973 zog es Max-Heinrich wieder nach Europa. Er begann bei der UPOV, dem Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen in Genf. Die Arbeit hier begeisterte ihn so, dass er seine ganze Berufskarriere dieser Arbeit widmete, bis zu seiner Pensionierung im Oktober 1999. Sortenschutz war eine junge Idee, erst seit 1961 gab es ein Internationales Übereinkommen, erst seit 1969 die Organisation, die bei seinem Eintritt nur 6 Mitgliedsstaaten zählte, mit einem Büro, das aus seinem Chef und einer Sekretärin bestand.

Hier hatte Max-Heinrich die einmalige Chance, wesentlich am Aufbau eines weltweiten Systems des Sortenschutzes mitzuarbeiten und seine eigenen Gedanken und Ideen in den Aufbau der Organisation einzubringen. Bei seiner Pensionierung war die UPOV mit über 50 Mitgliedsstaaten, allen bedeutenden Staaten auf der Welt oder Staaten, in denen Pflanzenzüchtung eine Rolle spielt, die anerkannte Weltorganisation für Sortenschutz.

War bis 1973 kriegs- und studiumsbedingt ein ständiger Wechsel der Wohnorte zu verzeichnen, so wurde Max-Heinrich in dieser Beziehung zu mindestens sesshaft, erst in einem Vorort von Genf, einige Jahre später über die nahe Grenze in Frankreich, wo sie ein kleines Haus mit Garten erwarben. 1974 wurde die Familie auch durch die Geburt von Marc Henrik komplett. Während seine Frau sich um Haushalt und Familie sorgte, konnte er sich seiner Berufsaufgabe widmen. Dies führte ihn in die ganze Welt. Es gibt nur wenige Regionen auf der Erde, in denen er noch nicht Sitzungen, Symposien oder Seminare organisisert oder selber an solchen teilgenommen hat, entweder aktiv in der Vorbereitung und Durchführung oder in Diskussionen oder als Redner zur Erklärung des Sortenschutzes und insbesondere des technischen Teiles der aktuellen Sortenprüfungen, seien es Prüfung von Forstbäumen, Obstsorten, Zierpflanzen, Getreidesorten Gemüsesorten oder Pilzsorten.

Neben dem Beruf gab es aber noch andere Interessen. Max-Heinrich war ein Familienmensch. Er war am liebsten zuhause. Ausgehen war nicht seine Stärke. Vielleicht auch, weil seine Frau es ihm zuhause zu gemütlich machte. Er war ein leidenschaftlicher Fotograph mit, sehr zu ihrem Leidwesen, seiner Frau als seinem Lieblingsmodell. Durch die vielen Reisen angeregt begann er auch mit dem Sammeln fremder Münzen. Allerdings ließ ihm der Beruf bald immer weniger Zeit für seine Hobbies. Zum Schluss nahm der Computer seine restliche Zeit in Anspruch, da Max-Heinrich in seiner Organisation zum Experten fürs Internet und die Erstellung periodischer internationaler Datenbanken über Pflanzensorten auf CD-Rom wurde.

Max-Heinrich engagierte sich beim Aufbau der Deutschen Schule Genf zu einem vollen Gymnasium und war 8 Jahre in ihrem Vorstand. Nach einer kurzen Pause war er dann fast genauso lange im Vorstand der EvangelischLutherischen Kirche in Genf. Als Vorsitzender eines Gremiums aus diesem Vorstand und dem Vorstand der entsprechenden englischsprachigen Gemeinde war er wesentlich verantwortlich für die damalige Renovierung der Kirche in Genf.

Von seiner Organisation wurde Max-Heinrich stufenweise mit der Bronze-, Silber- und Goldmedallie für seine weltweiten Verdienste um den Sortenschutz ausgezeichnet.

Nach seiner Pensionierung und seinem Umzug nach Stöcken trat er der Kyffhäuser Kameradschaft bei und wurde 2006 Schützenkönig. Er übernahm den Vorsitz der Jagdgenossenschaft Stöcken und engagierte sich im Kirchenvorstand. Als Lektor übernahm er anfangs nur Teile, später ganze Gottesdienste. Wegen seines Alters wurde er nur passives Mitglied der Feuerwehr.

Max-Heinrich hatte also, wie er es selber sagte, ein wirklich ausgefülltes Leben. Und obwohl es ärmlich und schwierig begann, hatte er das Glück, dass es immer bergauf ging, immer besser wurde, besonders seit er seine Frau kennenlernte und mit ihr und seinen beiden Kindern eine wunderbare Familie hatte, die ihm die nötige Kraft für alles gab. Inzwischen konnte er auch schon eine weitere Generation begrüßen, seine drei Enkel Johannes, Christoph und Mathias und seiner Enkelin Laura.

Max-Heinrich war im Berufsleben wie auch privat freundlich, hilfsbereit, zuverlässig, kompetent, genau, manchmal fast pedantisch, und so bei seinen Mitarbeitern und den internationalen Sachverständigen beliebt und weltweit geschätzt. Er war streng religiös, besonders durch seine eigene Erfahrung von Gottes Liebe, nicht dem zürnenden strafenden Gott, der ihm in seiner Jugend gepredigt wurde, sondern dem Gott der Liebe, der uns Jesus zu unserer Erlösung gesandt hat.

Als Mitglied des Förderkreises, zeitweise sogar als ihr Sprecher, hat Dr. Thiele-Wittig zusammen mit Hans-Jürgen Hinrichs die Bilder für die Bilderausstellung „Stöcken gestern und heute“ gesammelt und aufbereitet und auch wesentlich zu der Planung und Durchführung dieser Sammlung „Stöcken erzählt“ beigetragen. Der Text über die Schuhmacherei Hermann Drögemüller stammt auch aus seiner Feder.